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Weihnachtsseite - > Weihnachtsgeschichten -> Tränen nach dem Frikassee

ein Hühnerfrikassee, das zu Tränen führte

 

 

Tränen nach dem Frikassee

eine Weihnachtskerze

Als ich mein erstes Weihnachtsfest bei meinem jetzigen Mann und seiner Familie verbrachte, fiel mir das noch gar nicht auf.
Beim zweiten gemeinsamen Weihnachtsfest wurde ich darauf aufmerksam gemacht, beim dritten empfahl mir mein Mann, seiner Mutter in meiner Küche zu helfen und beim vierten sollte ich es kochen:
Das traditionelle, bewährte Weihnachtsessen, das die Oma seit Jahren ihren Enkelkindern, ihrem Sohn, früher der damaligen und nun der aktuellen Gefährtin (ich) des Sohnes kredenzte:

Das Hühnerfrikassee

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich all die Jahre standhaft geweigert habe, dieses Gericht nachzukochen.
Seit ich meiner Schwiegermutter die Vorherrschaft in meiner Küche abgerungen habe, habe ich es gewagt der Familie etwas anderes vorzusetzen.
Kam nicht gut an.

Heuer wünschte sich die Enkelin endlich wieder mal das Frikassee wie Omi es macht.
Wochenlang wiegelte ich ab, wochenlang überlegte ich mir Alternativen, wochenlang bekam ich zu hören endlich wieder mal das Frikassee wie Omi es macht.
Was sollte ich tun?
Die Oma ist 85 Jahre alt, kann sich kaum auf den Beinen halten, braucht Hilfe bei fast allen Tätigkeiten, lebt im Heim.
J. war hochschwanger, hatte am 20.12. ihren berechneten Entbindungstermin, konnte sich mit ihrem dicken Bauch kaum noch bewegen.
Mit der leisen Hoffnung, das Baby könnte exakt dann zur Welt kommen, wenn es eigentlich Frikassee geben sollte, raffte ich mich auf und erkundigte ich mich bei meiner Schwiegermutter nach den Zutaten für dieses Spezialgericht.
Sie nannte mir:

1 frisches Hähnchen, ca. 1,5 kg
500 g Hähnchenbrustfilet
500 g Schweinebauch, nicht zu mager
1 kg Schweinehackfleisch
2 Dosen Champignons 3. Wahl
2 Dosen Spargelstücke
4 Eier
Semmelbrösel
Butter
Salz, Pfeffer
Königinpasteten (pro Person ca. 2 Stück)

Wer das Hühnerfrikassee gerne nachkochen möchte, findet das Rezept - ohne Geschichte - in der Rezeptsammlung der Hausfrauenseite:
Hühnerfrikassee mit Geschichte

Am Tag vor Heiligabend - das Baby machte noch immer keine Anstalten sich blicken zu lassen - wollte ich das Hähnchen schon mal kochen.
Ich holte mir also die nächsten Anweisungen:

Das Hähnchen in einen Topf geben, so viel Wasser dazu bis es völlig bedeckt ist.
Bauchfleisch dazu.

Salzen.

Suppengemüse dazu?
Nein, in Salzwasser kochen, so wie du Nudeln kochst.

Nach etwa 1 Stunde das Bauchfleisch rausnehmen und die Hähnchenbrustfilets dazu geben.
Nach etwa 1,5 Std. testen, ob sich das Fleisch von den Knochen löst.
Sobald dies der Fall ist, das Hähnchen und die Filets rausnehmen.
Auskühlen lassen.
Fleisch von den Knochen lösen, Haut abziehen, Fleisch in Stücke schneiden.

Die Haut bekommt der Hund?
Nein!
Die Haut stellst du zur Seite, die brät man sich während des Kochens schön krosch aus und nascht sie.

Soweit meine Vorarbeit.
Ich hatte nun in der Küche eine Schüssel mit Hühnerfleischstückchen stehen, einen Teller mit dem ausgekochten Bauchfleisch, ein Schälchen mit der schlabbrigen Hühnerhaut und ca. 3 l gräuliche Fettbrühe, gesalzen.

Heiliger Abend:
Oma, Enkelin und ihr Mann waren hier, wir tranken Kaffee.
Mein Mann wies an:
"Hermi geht in die Küche, Oma kommt mit und sagt ihr wie das Frikassee gekocht wird."

"Nein", stellte ich richtig,
"Hermi geht nicht in die Küche. Hermi stellt Oma und J. die Küche zu Verfügung und gibt höchstens Auskunft wo was zu finden ist."

Bis zum Abendessen, 18:30 Uhr, sind noch fast zwei Stunden Zeit.

Enkelin und Omi begaben sich tatsächlich in die Küche.
Da meine Schwiegermutter in besseren Tagen sehr intensiv in meiner Küche gewirtschaftet hatte, brauchten sie mich überhaupt nicht.
Vom Wohnzimmer aus beobachtete ich interessiert das Geschehen und registrierte den Ablauf.

Hackklößchen herstellen.
Dazu Hackfleisch, Eier, Paniermehl, Salz und Pfeffer verkneten.
Daraus die Klößchen formen und beiseite stellen.

Mehlschwitze herstellen.
Meine Gastköchinnen brauchten dazu meine vollständigen Buttervorräte auf.
Das waren immerhin gut eineinhalb Päckchen.
Außerdem war der halbe Margarinebecher leer.
Wie viel Mehl gebraucht wurde, konnte ich nicht nachvollziehen.

Aufgießen mit der Brühe und mit gekörnter Fleischbrühe abschmecken.
Hierfür ging ca. ein halbes Glas drauf.

Einige Hackklößchen gar köcheln und probieren.
Falls unsicher, noch einige gar werden lassen und nochmal probieren.
Ist man zufrieden, alle verbliebenen in die Brühe geben.

In einer kleinen Pfanne reichlich Fett (in diesem Fall war es Sojala-Margarine) erhitzen.
Die Hühnerhaut salzen und im Fett knusprig braten.
Während die Hackklößchen gar kochen, wird die Haut genascht.

Hühnerfleisch in den großen Topf zu den Klößchen geben und mit erhitzen.
Champignons und Spargel abtropfen lassen und ebenfalls zufügen.
Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
Deckel der Königinpasteten abschneiden und im Backofen nach Packungsanweisung fertig backen.
Heiße Pastete auf den Teller geben, einen großen Schöpfer voll leckerem Frikassee darüberkippen und das "ahhhhh, Omas leckeres Frikassee" genießen.
Bulrichsalz bereithalten.
Notfalls tut es auch Backpulver, hilft genauso, wenn "was quer im Magen liegt".

Das ausgekochte Bauchfleisch wird übrigens am nächsten Tag abends auf Brot gegessen.
Schön gesalzen und gepfeffert.
Bulrichsalz ist ja noch im Haus ...

Zum Schluss will ich noch hinzufügen, dass die beiden Köchinnen am Tisch sehr wenig gegessen haben, sie in der Küche aber richtig Spaß hatten.
Das Baby blieb noch bis 29. Dezember im warmen, gemütlichen Bauch.

Nach einer kurzen Verschnaufpause klingelte es und mein Stiefsohn mit Frau kamen von ihren Eltern.
Also auf zum nächsten Tagesordnungspunkt:

Die Bescherung

Wie jedes Jahr lief sie unspektakulär und gewohnt leicht hektisch ab.
Die Umschlänge mit Geld wurden übergeben, die HSV-Fanartikel wechselten den Besitzer, Süßigkeiten und Alkoholisches wanderten von einem zum anderen.
Zum Abschluss übergab mein Stiefsohn seinem Papa und seiner Schwester einen Umschlag.

Mein Mann öffnete ihn, zog eine Karte heraus, las:
"Frohe Weihnachten. Der Storch hat bei uns angeklopft".
Zu sehen war ein Ultraschallbild mit einem kleinen schwarzen Punkt ...
Die Beiden wünschten sich seit mehr als 5 Jahren ein Baby, und der Schwester/Schwägerin "passierte" die Schwangerschaft einfach so.
Die Stimmung zwischen den Geschwistern und Partnern war daher sehr angespannt.

Nach einer Sekunde kapierten wir die Botschaft, und schlagartig heulten wir los.
Jeder umarmte jeden, jeder vergoss hemmungslos Tränen - vor Freude.

Hermi1952 am 19.02.11

Nachtrag

Eben ist mir eingefallen, dass ich ein ganz wichtiges Detail total vergessen/verdrängt habe, nämlich die Flasche Worcestersauce.
Diese kommt mit dem großen Pott Frikassee auf den Tisch, und wenn man seinen Schöpfer Frikasse über die Pastete gekippt hat, kommt eben diese Worcestersauce zum Einsatz.
Macht das Ganze etwas pikanter, ist aber in erster Linie das dekorative Highlight vor dem Verzehr.
Jeder darf sich die Menge drauf tröpfeln und sein Muster so gestalten wie es ihm am liebsten ist.

... und leider auch jetzt erst recherchiert:
Es heißt Bullrichsalz und nicht Bulrichsalz.

So, und jetzt vergesse ich das ganze Thema erstmal bis Anfang Dez. 2011

 

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