Obwohl ich jetzt schon 6l Jahre alt bin und schon lange in Mexiko lebe, kommen mir immer wieder kleine Anekdoten aus meiner Kindheit in Glückstadt, Norddeutschland in den Sinn.
Jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit denke ich sehr oft an unsere Familie und vergangene Weihnachtsfeste zurück und und erzähle oft meinen Enkelkindern davon. Eine kleine Geschichte gefällt meinen Enkelkindern besonders gut: Es war wieder einmal soweit. Nach langer Warterei war endlich der "Heilige Abend" da und meine zwei Brüder und ich hatten schon am Nachmittag mitgeholfen, den Tannenbaum zusammen mit den Eltern zu schmücken und ich kann mich noch gut erinnern, dass ich immer wieder meine Lieblingskugeln und -glocken ganz nach vorne hängte, wo sie besser zu sehen waren.Unser Vater kaufte damals sogar immer einen echten Tannenbaum mit Wurzeln, den er dann nach Neujahr sofort in den Garten pflanzte, wo er schon vorsorglich vor dem ersten Frost ein Loch gegraben hatte. Im Wohnzimmer war es wegen der Heizung viel zu warm für den armen Baum und wir mussten ihn giessen. Wir gingen damals meistens am 24. Dezember, wenn das Wetter es erlaubte, um 19:00 Uhr mit den Eltern in die Kirche. Natürlich gingen unsere Grosseltern, die bei uns im Haus wohnten, auch immer mit,je eine halbe Stunde zu Fuss.Alles ging für uns Kinder immer viel zu langsam. Wir rannten fast immer nach Hause und konnten die Bescherung kaum erwarten. Wir waren meistens immer so aufgeregt und ungeduldig, dass wir oft gar nicht unseren Kartoffelsalat und Würstchen essen wollten, den die Mutter schon am Nachmittag vorbereitet hatte.Endlich war es soweit und wir durften alle ins Wohnzimmer gehen, wo wir mit den Eltern und Grosseltern Weihnachtslieder sangen. Es war immer sehr schön und feierlich. Wir hatten unsere beste Kleidung an udn die Kerzenlichter am Baum brannten. Alle Gesichter strahlten mit dem Baum um die Wette. Das Dumme war nur, dass unser Grossvater Johannes alle Weihnachtslieder und noch dazu alle Strophen zu kennen schien und gar nicht aufhören wollte. Wir mussten alle mitsingen und Siegfried und ich beteten im Stillen, dass er doch endlich einen Hustenanfall kriegen und mit der Singerei aufhörten würde Aber er sang immer tapfer weiter. Endlich gab ihm wohl einer der Erwachsenen ein Zeichen und er hörte wirklich auf zu singen.Unser kleiner Bruder Werner glaubte noch an den Weihnachtsmann und Siegfried und ich natürlich nicht mehr, obwohl wir nur einige Jahre älter waren und wir sagten dem Kleinen auch nichts, weil wir es den Eltern versprochen hatten. Dann wurde es spannend, man hörte das Läuten der Hausklingel, dann das Öffnen und Schliessen der Haustür und viel "ho-ho-ho" im Eingang und dann kam er endlich hereinspaziert,der Weihnachtsmann mit allem, was dazu gehört und nahm sich gleich im Wohnzimmer unseren kleinen Bruder vor und fragte ihn, den Sack mit den Geschenken absetzend und mit der Rute drohend:"Na, Werner, warst du auch schön artig?" Unserem Brüderchen Werner war sicher schon die ganze Zeit sehr mulmig zu Mute, denn er war die meiste Zeit des Jahres nicht immer ein Musterkind und zu allem Überfluss musste er dann auch noch ein kleines Gedicht aufsagen und knetete seine kleinen Händchen vor seinem Bäuchlein durch und verdrehte verzweifelt die Augen und guckte dann nur noch auf den Fussboden und stotterte sein Gedicht vor. Er tat uns richtig Leid. Plötzlich erhellte sich seine düstere Miene und er guckte uns alle mit einem ungläubigen Blick an und schrie ganz begeistert: "Mensch, der Weihnachtsmann hat Papas Latschen (Hausschuhe) an."Wir alle brüllten vor Lachen, denn der Weihnachtsmann war natürlich unser Vater und in der Eile hatte er total vergessen, sich seine Stiefel anzuziehen und ich denke auch, dass unsere Mutter ihn sofort mit schneebedeckten Stiefeln aus dem Wohnzimmer gescheucht hätte, falls er sie tatsächlich angezogen hätte. Der "Weihnachtsmann" nahm nun die Maske runter und prustete nur so vor Lachen, aber ich vergesse nie die Augen unseres Brüderchens Werner. Er war so enttäuscht und konnte es einfach nicht fassen, dass es unser Vater war und nicht der Weihnachtsmann und besonders, weil wir ihn alle angelogen hatten.Für meinen Bruder Siegfried und mich war es natürlich sehr lustig und wir haben später noch sehr oft darüber gelacht, aber für Werner war es damals weniger lustig, denke ich jetzt. Nie wieder ist ein "richtiger" Weihnachtsmann in den Jahren danach in unser Elternhaus gekommen,aber schöne Erinnerungen an viele Weihnachtsfeste, die wir alle zusammen verbringen durften, bleiben für immer in unseren Herzen lebendig. Brunhilde am 14.12.04 |