Eigentlich waren wir nie gesellig. Wir gehörten und gehören eher zu den Eigenbrötlern. Wenn wir aber mal eine Fete organisierten, dann war die richtig. Ein Grund dafür konnte sein, dass unsere Tiefkühltruhe wieder mal einige Hechte und Zander enthielt, die unbedingt gegessen werden mussten. Oder, es war etwas einzuweihen, zum Beispiel der Sommeranfang, welcher eigenartigerweise immer auf das Frühlingsende zu fallen kam. Oder eben: Der Weihnachtsbaum war zu schmücken.
Unser Weihnachtsbaum reichte immer vom Boden bis zu Decke. (Altbauwohnung, hoch.) Die Schmückerei war jedes Jahr viel Arbeit. Natürlich war die Arbeit nicht unangenehm, aber ......
Als wir dann nur noch drei Ehepaare mit Kindern waren, stellten wir Frauen plötzlich fest, dass eigentlich nur wir den Baum schmückten. Die Männer klüngelten auf der Sitzgruppe und labten sich ausgiebig am Sekt. Da sahen wir ein, dass sich die Tradition zu Tode gelaufen hatte. Wir machten also kein Weihnachtsbaumschmückfest mehr, wir feierten einfach ein wenig Vorweihnacht. Seit wir hier in Spanien leben, ist die feierliche und festliche Zeit der Weihnachtsbäume weitgehend vorbei. Schon vom ersten Dezembersonntag an blinken und plärren überall kleine künstliche, in vielen grellen Farben geschmückte Bäume in den Fenstern, in den Vorgärten, auf den Treppen zum Hauseingang. Je bunter und schriller desto besser.Wir haben es für uns beibehalten. Am 23. schmücken wir ein Bäumchen.( Man kann sie hier nur mit Wurzeln oder künstlich kaufen, also kaufen wir mit Wurzeln.) Wir trinken ein Glas Sekt dazu. Heiligabend kommen dann Freunde, und wir feiern ein wenig. Für die Freunde ist es ungewohnt, denn Heiligabend wird hier nicht gefeiert. Immer noch empfinden sie als gefährlich, wenn wir echte Kerzen anzünden. Am 25. kommen die Familien zusammen. Nach altem Brauch kommen die Geschenke mit den Heiligen Drei Königen am 6. Januar. Reyes. Ein paar Tage vor "Noche buena", Heiligabend, werden überall Krippen gebaut. Die unglaublichsten Konstruktionen mit fliessendem Wasser in kleinen Bächen, funkelndem Sternenhimmel und allen möglichen Figuren. Das Christkind aber wird erst an Heiligabend in die Krippe gelegt. Mancherorts geht man dann zwischen Heiligabend und Drei Königsfest von Haus zu Haus und von Kirche zu Kirche, von Beiz zu Beiz,um die Krippen anzusehen. Und es geht dann in den Häusern oft genau so zu und her wie bei unserem Weihnachtsbaumschmückfest. Verena am 29.10.04 |