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Das Weihnachtsbaumschmückfest


eine Weihnachtskerze

Eigentlich waren wir nie gesellig. Wir gehörten und gehören eher zu den Eigenbrötlern. Wenn wir aber mal eine Fete organisierten, dann war die richtig. Ein Grund dafür konnte sein, dass unsere Tiefkühltruhe wieder mal einige Hechte und Zander enthielt, die unbedingt gegessen werden mussten. Oder, es war etwas einzuweihen, zum Beispiel der Sommeranfang, welcher eigenartigerweise immer auf das Frühlingsende zu fallen kam. Oder eben: Der Weihnachtsbaum war zu schmücken.

Unser Weihnachtsbaum reichte immer vom Boden bis zu Decke. (Altbauwohnung, hoch.) Die Schmückerei war jedes Jahr viel Arbeit. Natürlich war die Arbeit nicht unangenehm, aber ......
Da hatte ich einmal die Idee, man könnte die Schmückerei doch für eine Fete benützen. Also lud ich Freunde ein, unsere Söhne luden auch Freunde ein. Die Nachbarn konnten teilnehmen oder nicht (es war ja eh nur ein älteres Ehepaar, der Rest lief unter "Freunde"). Wir kauften schön Sekt ein, ich buk Guetzli (Weihnachtsgebäck) und "Bretzeli" (das sind ganz feine Waffeln, mancherorts nennt man sie Belgier, andernorts Bricelets). Alles war vorbereitet. Die Fete konnte beginnen.Die Farbe des Baumschmuckes gab ich jeweils vor. Einmal ganz rot, dann vielleicht rot-gold, usw. Man süffelte den Sekt, (fr)ass das Gebäck und schmückte. Richtig tolle Feten gab das.

Nach ein paar Jahren war es schon zur Tradition geworden, dass man am 23. zu uns kam, um den Baum zu schmücken. Na ja. Zwei Paare waren mittlerweile getrennt oder geschieden, andere weggezogen. Die Freunde unserer Söhne waren gegen Freundinnen ausgetauscht worden, die wurden dann auch älter. Die Festgemeinde schrumpfte. Dennoch, es war immer ein fröhliches Fest. Am 24. vormittags musste ich dann den Baum kontrollieren und aufgehängte Schuhe, Scheren und einmal sogar ein Klopapierrolle herunternehmen. Manchmal ging etwas zu Bruch, andererseits brachten die Gäste meistens etwas mit. In der Regel war das Resultat zufrieden stellend. Im laufe der Zeit hatte ich gemerkt, dass Schokoladeschmuck versteckt werden musste, er erreichte den Baum nur ganz selten.

Als wir dann nur noch drei Ehepaare mit Kindern waren, stellten wir Frauen plötzlich fest, dass eigentlich nur wir den Baum schmückten. Die Männer klüngelten auf der Sitzgruppe und labten sich ausgiebig am Sekt. Da sahen wir ein, dass sich die Tradition zu Tode gelaufen hatte. Wir machten also kein Weihnachtsbaumschmückfest mehr, wir feierten einfach ein wenig Vorweihnacht.

Seit wir hier in Spanien leben, ist die feierliche und festliche Zeit der Weihnachtsbäume weitgehend vorbei. Schon vom ersten Dezembersonntag an blinken und plärren überall kleine künstliche, in vielen grellen Farben geschmückte Bäume in den Fenstern, in den Vorgärten, auf den Treppen zum Hauseingang. Je bunter und schriller desto besser.

Wir haben es für uns beibehalten. Am 23. schmücken wir ein Bäumchen.( Man kann sie hier nur mit Wurzeln oder künstlich kaufen, also kaufen wir mit Wurzeln.) Wir trinken ein Glas Sekt dazu. Heiligabend kommen dann Freunde, und wir feiern ein wenig. Für die Freunde ist es ungewohnt, denn Heiligabend wird hier nicht gefeiert. Immer noch empfinden sie als gefährlich, wenn wir echte Kerzen anzünden. Am 25. kommen die Familien zusammen. Nach altem Brauch kommen die Geschenke mit den Heiligen Drei Königen am 6. Januar. Reyes. Ein paar Tage vor "Noche buena", Heiligabend, werden überall Krippen gebaut. Die unglaublichsten Konstruktionen mit fliessendem Wasser in kleinen Bächen, funkelndem Sternenhimmel und allen möglichen Figuren. Das Christkind aber wird erst an Heiligabend in die Krippe gelegt. Mancherorts geht man dann zwischen Heiligabend und Drei Königsfest von Haus zu Haus und von Kirche zu Kirche, von Beiz zu Beiz,um die Krippen anzusehen. Und es geht dann in den Häusern oft genau so zu und her wie bei unserem Weihnachtsbaumschmückfest.

Verena am 29.10.04


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